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Der Mann, der einen Berg erbte

Frank Nickel und sein Lebenswerk Kalihalde Empelde

Bild 1„Ich habe einen Berg gebaut.“ Diesen Satz können nicht viele sagen, wenn sie auf ihr Leben zurück blicken. Frank Nickel kann es. Der 61jährige hat eine alte Kalihalde in Empelde bei Hannover von seinem Vater geerbt und verwandelt diese seitdem in einen einzigartigen Berg. Denn mit der Halde erbte er vor 30 Jahren auch den Lebenstraum seines Vaters: Den Traum davon, den weißen Salzberg zu begrünen. Ein Projekt, das weltweit einzigartig ist.

Bild 231 Jahre ist es her, dass die ersten Bäume auf dem weißen Salzberg in Empelde bei Hannover gepflanzt wurden. Die Idee kam von Frank Nickels Vater, Herbert Nickel. Der kaufte die Kalihalde für 150 000 DM und wollte so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Altlast entschärfen und gleichzeitig Platz für seinen Bauschutt schaffen, der in seiner Firma so anfiel. Seine Idee: Der Bauschutt sollte eine mehrere Meter dicke Schicht um den Berg bilden, so dass das Salz isoliert wird und nicht mehr auslaugen kann. Oben drauf könne dann eine Pflanzschicht aufgetragen werden, auf der Bäume, Gräser und alle anderen einheimischen Pflanzen wachsen können. Von diesem Konzept war der Bauunternehmer überzeugt. Viele hielten ihn damals für verrückt.

Bild 31989 war es dann so weit. Die ersten Bäume wurden gepflanzt. „Mein Vater konnte das leider nicht mehr miterleben“, erinnert sich Frank Nickel an diese Zeit zurück. Er starb an einem Krebsleiden. Frank Nickel studierte damals Sozialpädagogik - wollte in die Jugendpflege gehen. Doch plötzlich kam alles anders. Plötzlich war er Besitzer eines Berges. Und hatte mit der Kalihalde auch den Lebenstraum seines Vaters geerbt. Dickköpfig wie sein Vaters sagte er sich: Nun werde ich den Salzberg begrünen!

Bild 4Heute, 30 Jahre später, ist er fast am Ziel seiner Träume – der Berg ist zu 90 Prozent grün. Frank Nickel hat viel geschafft in all den Jahren – er hat einen Weinberg angelegt, Volleyballplätze und Boulebahnen gebaut und schon so manches kleine Fest auf dem Berg gefeiert. An einigen Stellen läuft aber auch immer noch der Deponiebetrieb. Damit verdient sich Frank Nickel seinen Lebensunterhalt. Nicht jeder Schutt darf bei ihm abgelagert werden. Regelmäßig kommt der TÜV und kontrolliert, ob die Rekultivierung tatsächlich funktioniert. Das Projekt wird nur weiter genehmigt, wenn weniger Salz als zuvor in die nahe gelegenen Flüsse gespült wird und der Berg der Umwelt nicht schadet. Für den Bergbesitzer ist das einer der wichtigsten Aspekte. „Wir haben nur diese eine Erde“, sagt er.

Bild 5In Frank Nickels Büro hängen Luftaufnahmen des Berges. Die Entwicklung der Jahre erfüllt ihn mit Freude. Doch auch Wehleid spielt mit. Denn der grüne Berg bedeutet für den 61-Jährigen, dass er bald am Ende seines Projektes angelangt ist. Ein Projekt und ein Erbe, das sein ganzes Leben bestimmt hat. Frank Nickel ist manchmal einsam, bezeichnet sich selbst als schwierigen Menschen. Seine Erfüllung findet er bei der Arbeit auf dem Berg. Dort sprüht er vor lauter Ideen und Visionen: In diesem Jahr stellt er den „Wächter des Berges“ auf - eine sieben Meter große Holzfigur, gefertigt aus einer Eiche aus dem Deister. Außerdem hat er den alten Familiengrabstein zum Steinmetz gebracht. Damit will er seinem Vater auf dem Berg ein Denkmal setzen. Für Frank Nickel ein wichtiges Zeichen, denn sein ganzes Leben wurde durch das Erbe und den Traum seines Vaters bestimmt.

Bild 6Und dann steht im Sommer das größte Fest an, das je auf dem Berg stattgefunden hat. 5000 Leute erwartet Frank zum Musikfest der Region. Wenn der Berg sich als ein guter Veranstaltungsort entpuppt, können solche Feste in Zukunft öfter stattfinden. Das würde Frank Nickel sehr glücklich machen. Er will den Berg zu einem Treffpunkt der Kulturen machen – dort oben mit den Menschen feiern, musizieren und eine schöne Zeit verbringen. Das Porträt aus der Reihe „Typisch!“ begleitet den Bergbesitzer Frank Nickel bei seinen letzten Schritten, sein Lebenswerk zu vollenden.

Wiederholung: 28. November 2017 um 11:30 Uhr, NDR-Fernsehen

1. Ann Baer schrieb am 23.11.2017

Sehr spannend, ich habe natürlich "Frank Nickel und seinen Kaliberg" angeschaut. Ein tolles Projekt eines Bekannten aus Jugendzeiten. Hat mich neugierig gemacht und ich werde Frank bestimmt mal besuchen, wenn er mag.

2. Frank Nickel schrieb am 24.11.2017

ich war gestern sehr begeistert von Eurem wunderbaren Portrait – es hat mir ausgezeichnet gefallen, welche wunderbaren Bilder Ihr gefunden habt und wie Ihr die Textpassagen zusammengestellt habt!

Höchstes Lob meinerseits für Eure ausgezeichnete Arbeit und vielen, vielen Dank!

Liebe Grüße vom Berge an Dich und das gesamte Team

Frank

3. Horst-Dieter Scholz schrieb am 29.11.2017

Wie gewohnt ein toller Film.

4. Doris Sadowski schrieb am 26.02.2019

Der Film über diesen einzigen Berg und seinen Erschaffer war wirklich eindrucksvoll.
Nur wie geht es heute weiter? Ja, nun kostet der Berg - Grundsteuer, Vers. sonstige Abgaben, etc. Ohne Einnahmen und ohne Sponsoren wie der eub ist dieses Projekt nicht weiter tragbar. Die Bergbühne-Empelde war auch nur ein kurzfristiges Projekt, gut gemeint - aber ohne Profit. - Wird es wohl nicht mehr in seiner alten Form nie mehr geben.
Aber so eine Art Schrebergarten Philosophie? Ich weiss nicht!?! Ich sehe diesen Berg von meiner Haustür aus jeden Tag und erfreue mich darüber. L.G.