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Die Retter alter Rassen

Züchter kämpfen gegen das Aussterben bedrohter Haustiere

Bild 1Sie alle sind vom Aussterben bedroht. Sie alle sind ganz besondere, schützenswerte Rassen. Sie alle haben das Herz von einzelnen Züchtern durch ihre ganz besondere Art gewonnen: Die großen Baudet du Poitou Esel, die flauschigen, weißen gehörnten Heidschnucken und die schlappohrigen Bunten Bentheimer Schweine. Ohne die aufopfernde Leidenschaft und zeitintensive Arbeit von einzelnen Züchtern würde es diese Rassen heute nicht mehr geben. Doch zum Glück gibt es Menschen, wie Franz Rolfes, Gerhard Schulte-Bernd, Heinrich Rülfing und die Familie Ellermann. Sie geben alles, um die alten Rassen vor dem Aussterben zu bewahren.

Bild 2Lammzeit auf dem Hof von Franz Rolfes im Landkreis Cloppenburg. Hier sind über hundert Tiere der weißen gehörnten Heidschnucken zu Hause. Weißes Fell, weiße Hörner und weiße Beine sind ihre Kennzeichen. Eine andere Rasse kam für Franz Rolfes nie in Frage. Von seinem Vater erbte der Rentner die Herde. Jetzt im Frühjahr ist die stressigste Zeit im Jahr. Franz Rolfes ist Hebamme, Tierarzt und Ersatzmutter zugleich. Im Stall erblicken oft mehrere Lämmer an einem Tag das Licht der Welt. „Jetzt darf ich keine Fehler machen, jetzt geht es ums Ganze“, sagte der 65-jährige Hobby-Züchter.

Bild 3Am Nachmittag treibt der Schafhirte die restlichen Tiere über Felder und Straßen, quer durch das Dorf bis ins Moor. So wie es sein Vater schon getan hat. Und dort hütet er auch seine Tiere. Einmal im Jahr werden die Heidschnucken auch geschoren. Das macht Franz Rolfes noch wie vor 100 Jahren – mit einer alten, historischen Schere. Oft ist er damit mehrere Tage beschäftigt. Ein Knochenjob. „Aber ich kann nicht zu Hause sitzen, ich muss an die frische Luft“, sagt Franz Rolfes. Das kann er jetzt fast jeden Tag machen – denn seit kurzem ist er Rentner.

Bild 4Frühlingsanfang auf dem Hof von Frank Ellermann in Rehburg-Loccum. In der Nähe des Steinhuder Meeres stehen die schwersten Esel der Welt - die Baudet du Poitou Esel. Langes zotteliges Fell, riesige flauschige Ohren und ein gutmütiger Charakter machen die aus Frankreich stammenden Esel aus. Frank Ellermann besitzt über zehn Tiere der bedrohten Rasse. Er züchtet sie als einer der wenigen in Deutschland, investiert seine komplette Freizeit in die gutmütigen Langohren. Er nimmt sogar Französisch-Unterricht, damit er sich mit den Züchterkollegen in Frankreich unterhalten kann.

Bild 5Kurz vor Ostern ist die Aufregung groß. Das erste Fohlen wird erwartet. Frohe Hoffnung für den Fortbestand der Rasse. Im Stall hat Frank Ellermann Kameras installiert, um ja nicht den Moment der Geburt zu verpassen. Denn dabei kann immer mal etwas schief gehen. Und wenn es sein muss, legt er auch mal eine Nachtschicht ein. Ende der 70er Jahre war der Weltbestand auf nur 44 Tiere geschrumpft. Heute gibt es wieder rund tausend Tiere auf der Welt. Auch Dank der Arbeit von Familie Ellermann.

Bild 6Start in den Sommer in der Grafschaft Bad Bentheim. Auf dem Hof von Gerhard Schulte-Bernd ist das Gegrunze groß. Seine Bunten Bentheimer Schweine haben Ferkel. Dem heute 90-jährigen ist es zu verdanken, dass es diese Rasse überhaupt noch gibt. Heute erleben die schlappohrigen Schweine einen zweiten Frühling. Mehr als 300 Mitglieder hat der Zuchtverband inzwischen. Die Bunten Bentheimer sind wieder gefragt – sie gelten als besonders robust, gutmütig und zeichnen sich aus durch sehr schmackhaftes Fleisch.

Bild 7Über Jahrzehnte hinweg hat Gerhard Schulte-Bernd die seltene Rasse vor dem Aussterben bewahrt. Gegen jeden Rat hat er sie als einziger weiter gezüchtet – mehr als 30 Jahre lang. Dafür ist er auch mit einer Verdienstmedaille ausgezeichnet worden. Seine Tiere stehen für Reinrassigkeit – immer mehr Bauern holen sich die Genetik vom Ur-Hof in Bad Bentheim. So wie Heinrich Rülfing. Er holt die Ferkel für seine Zucht in Nordrhein-Westfalen. Die beiden Züchter sind verbunden durch ihre Leidenschaft zu den „Bentis“. Ihre große Hoffnung: Eine Zukunft für die alte Haustierrasse. Dafür müssen die Ferkel aber erst einmal in ihr neues Zuhause gebracht werden. Keine einfache Aufgabe, denn die vielen kleinen gefleckten Schweinchen sind flink und wollen nicht unbedingt direkt in den Anhänger.

Wiederholung: Donnerstag, 06.07.2017 um 11:30 Uhr, NDR-Fernsehen

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