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Heimat ist … auf der Insel

Menschen auf der Insel Spiekeroog

Ein Kioskbetreiber, ein Kutterkapitän, ein Gastwirt und die älteste Einwohnerin mit 101 Jahren – diese vier Menschen haben eines gemeinsam: Sie lieben ihre Heimat – die Nordseeinsel Spiekeroog. Umgeben von Wasser, abhängig von Ebbe und Flut, leben sie in einem Dorf im Meer – zusammen mit rund 800 weiteren Einwohnern. Wenn die Saison beginnt und die Urlauber kommen, dann ändert sich das Leben der Insulaner schlagartig – dann sind die meisten nur noch für ihre Gäste da.

Lars Bücking in seinem KioskGanz besonders ändert sich der Alltag von Lars Bücking im Sommer. Er betreibt im äußersten Westen der Insel einen kunterbunten Kiosk und versorgt damit die Urlauber, die auf dem Naturzeltplatz in den Dünen ihre Ruhe suchen. Im Winter wohnt er mit seiner Frau Kristin und den beiden Söhnen Finn und Tammo im Einfamilienhaus im Dorf. „Das ist auch schön“, sagt der 39jährige, „aber mein Zuhause ist eigentlich der Zeltplatz, hier in der freien Wildnis!“ Pünktlich zum 1. Mai kommt seine Warenlieferung per Elektrokarren – kartonweise Eiscreme und jede Menge Getränke - und dann geht es los.

Der ZeltplatzDie ersten Zelter sind gleich zum Auftakt da, einige bleiben bis zum Ende am 15. September. Im Sommer kommt auch die Familie von Lars Bücking zum Übernachten in den Westen – denn Lars Bücking hat selbstverständlich auch ein eigenes Zelt, direkt am Meer.

Porträt Mariechen DammDie älteste Einwohnerin von Spiekeroog ist Mariechen Damm. Mit 101 Jahren ist sie immer noch rüstig und backt den Kuchen für ihren Geburtstag noch selbst. Seit 27 Jahren lebt sie in einem Haus mit ihrer Tochter Edith Goldstein. Die beiden Frauen haben ihre Ehemänner beide im gleichen Jahr verloren – seitdem sind sie ein eingeschworenes Team.

Mariechen und EdithWenn Tant`Mariechen Geburtstag hat, dann kommt das halbe Dorf zum Gratulieren vorbei. Das schönste Geschenk bekommt sie in diesem Jahr vom Bürgermeister: Eine Fahrt mit dem Feuerwehrauto an den abgelegenen Oststrand. Da war sie schon seit ihrer Jugend nicht mehr.

Spritztour mit dem FeuerwehrautoAbgeholt wird sie zu dieser Spritztour vom Ortsbrandmeister persönlich: Christian Kiesow lässt es sich nicht nehmen, die rüstige Rentnerin über die Insel zu kutschieren. Mit wachem Blick und gezielten Fragen wird die Rundfahrt für Mariechen Damm zu einem unvergesslichen Erlebnis. Fast zehn Kilometer sind es bis zum äußersten Ostende der Insel – hier sind ganz selten einmal Menschen anzutreffen. Mariechen Damm war mal mit dem Fahrrad an dieser Stelle. „Das war vor fast 80 Jahren, zusammen mit Papa, an einem Karfreitag“, erzählt sie ihrer Tochter beim Aussteigen aus dem Jeep.

Christian und Frauke KiesowChristian Kiesow kennt all diese Geschichten der Spiekerooger. Er ist auf der Insel aufgewachsen und betreibt heute zusammen mit seiner Ehefrau Frauke das Restaurant „de Balken“, eines der ganz wenigen Lokale, die das ganze Jahr über geöffnet sind. „Die Insel ist meine Heimat“, sagt Christian Kiesow. Zum Wasser allerdings hat er mit den Jahren eine Art „Hassliebe“ entwickelt. Sein Opa war der letzte Fischer der Insel, sein Vater ist im Meer ertrunken, als er ein kleiner Junge war. Oft fährt er mit seinem Boot hinaus auf die Nordsee, wenn es ihm auf der Insel zu stressig wird. Denn: 3 500 Betten gibt es auf Spiekeroog – zusammen mit den Tagesgästen sind im Sommer manchmal mehr als 4 000 Urlauber auf der Insel.

Willy JacobsUnd viele dieser Touristen sind auch Gäste von Willy Jacobs, dem Pendler zwischen Spiekeroog und Neuharlingersiel. Der Kutterkapitän macht Ausflugsfahrten. Er zeigt den Feriengästen die Seehundbänke, veranstaltet an Bord ein Schaufischen für die vielen Kinder und lädt im Sommer sogar zu Gottesdiensten im Sonnenuntergang ein. Vom Frühling bis zum Herbst ist seine „Gorch Fock“ fast immer irgendwo am Horizont zu sehen. Für Willi Jacobs ist das eine Berufung. Das haben auch schon sein Großvater und sein Vater gemacht.
„Das mache ich schon so lange ich fahre, seit 46 Jahren“, erzählt Willy Jacobs. Das Geschäft habe sich seit 1965 bis jetzt immer mehr entwickelt. 1971 hat er die „Gorch Fock“ bauen lassen, mit einer Zulassung für 50 Personen. Und im Sommer ist er fast jeden Tag ausgebucht. „Immer in der Natur, immer in der frischen Luft – das weiß ich zu schätzen“, sagt Willy Jacobs.

Willy auf der Gorch FockAnfang 60 ist er jetzt – und er möchte solange mit seinem Kutter herausfahren, wie es seine Gesundheit zulässt. Denn das Wattenmeer zwischen Spiekeroog und Neuharlingersiel, das ist seine Heimat. „Wer die Heimat nicht liebt und die Heimat nicht ehrt, ist ein Lump und der Heimat nicht wert“, sagt der Kapitän.

1. Bert Siefert schrieb am 09.04.2012

Das war eine richtig tolle Dokumentation! Die Beiträge über die verschiedenen Einwohner Spiekeroogs- besonders beeindruckend Mariechen Damm- sowie die Landschaftsaufnahmen bringen Lust auf mehr. Wir freuen uns schon auf unseren nächsten Besuch der Insel!

2. Hartwig Blecher schrieb am 10.04.2012

Erneut ein Beispiel dafür, das jeder Bericht, der ein wenig genauer hinschauen möglich macht, wie eine Liebeserklärung an die Landschaft und die Menschen wirkt. Mit viel Gefühl und ganz ohne Patos wird erklärt, was Leben hier so außergewöhnlich gut macht. Insulaner sind besonders stark verwurzelt und der Tourismus bestimmt dort noch stärker den Jahresablauf. Hoffentlich zeigt uns das Programm noch mehr solcher Beiträge.

3. Lars Bücking schrieb am 10.04.2012

Die Resonanz heute war durchweg positiv. Der Bürgermeister sprach heute sogar vom besten Film, der über Spiekeroog gemacht wurde.
In Ruhe Putzen am kiosk war heute auch nicht. Gleich mehrere Leute sprachen mich auf den Film an und gratulierten sogar (??)
Die Gratulation gebe ich an dich weiter...es hat auf jeden Fall Spaß mit euch gemacht. Finn ist ein bißchen traurig, dass er fast nicht im Film ist, versucht aber gerade mit dem i-pod selber Filme zu drehen ( und wünscht sich jetzt eine Filmkamera).
Herzliche Grüße, Lars.

4. Christian Kiesow schrieb am 12.04.2012

Moin Herr Ahrends! Vielen Dank für diesen schönen Film. Wir bekommen sehr viele positive Rückmeldungen. Liebe Grüße von der Insel. Familie Kiesow

5. Michael Damm schrieb am 19.03.2013

Lider ist meine Oma ( Mariechen Damm) heut am 19.03.2013 im Krankenhaus verstorben. Ich werde sie immer so in meinem Herzen haben so wie sie im Film gezeigt worden ist. Ich werde sie sehr vermissen da ich sie das letzte mal im Sommer 2012 gesehen habe ( ich lebe mit meiner Familie in Norwegen ). Aber nun ist sie dort wo ihr Mann und ihr Sohn ( mein Vater) Ich danke fuer diesen Film.
Michael Damm
Evje / Norwegen