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„So ein Tag!“ – aus Soltau

Zufallsbekanntschaften in Norddeutschland

Ein sonniger, aber noch kühler Tag in Soltau. Es ist wenig los in der kleinen Stadt in der Lüneburger Heide. Und es ist nicht leicht, einen Passanten zu finden, der sich den ganzen Tag von uns und der Kamera begleiten lassen will. Gleich zwei Personen sagen ab, weil sie noch am gleichen Nachmittag in den Ski-Urlaub fahren. Zwei Punker lehnen den „Kommerz“ ab – fragen dann aber doch danach, was sie denn dafür bekommen würden. Dann aber kommt Ines Wendt des Weges. Sie lächelt in die Kamera und sagt spontan zu. Sie habe nichts dagegen, wenn wir mitkommen würden – allerdings habe sie nicht all zuviel vor an diesem Tag. Nur am Nachmittag wolle sie mit ihrem Sohn in den „Snow Dome“ nach Bispingen fahren. Das reicht uns.

Türschild der FamilieWir begleiten sie zu ihrem Volvo V40 – und schon auf dem Weg dorthin erzählt sie uns ohne Punkt und Komma aus ihrem Leben. Dass sie ursprünglich aus der ehemaligen DDR kommt, in Rostock geboren wurde und eine Woche vor der Maueröffnung geheiratet hat – ihren Mann Carsten, der aus Ost-Berlin stammt. Abends arbeite sie in einer Fahrschule – früher habe sie bei ALDI an der Kasse gesessen. Es sei anfangs nicht leicht gewesen, im Westen Fuß zu fassen. Jetzt aber seien sie fest etabliert – ihr 14jähriger Sohn Florian geht in Soltau zur Schule, ihr Ehemann arbeitet nicht weit entfernt als 3-D-Konstrukteur und vor dreieinhalb Jahren haben sie ein neues Haus gebaut.

Wir fahren mit im V40 – und erreichen das Neubaugebiet in Ahlften, einem Vorort von Soltau. Ines Wendt hat die Kamera schon fast vergessen – in aller Selbstverständlichkeit zeigt sie uns zunächst das Haus. Inklusive Kinder-, Schlaf- und Badezimmer. Dann gibt es einen Tee in der kleinen Küche – und jede Menge Geschichten aus ihrem Leben. So erzählt sie uns von ihrem Vater, der noch in Rostock lebt und manchmal zu Besuch nach Soltau kommt. Er hat ihnen beim Bau der Garage geholfen – ganz in den Westen möchte er aber nicht.

Ines und Florian WendtHeute beginnen die Ferien. Ines Wendt vermutet, dass ihr Sohn darum früher aus der Schule kommt – jeden Moment kann er da sein. Wir wollen ihn überraschen. Und Ines Wendt macht den Spaß mit. Doch die Zeit vergeht – und Florian trudelt nicht ein. Schließlich ruft sie ihn auf seinem Handy an – und der Junge erzählt, dass er noch bis halb zwei in der Schule bleiben muss. Zeit für uns, mit Ines Wendt in den Garten zu gehen. Dort erzählt sie uns von ihrem verstorbenen Hund Alex, der ihr einst zugelaufen ist und den sie auf dem Grundstück beerdigt haben. Und sie schwärmt von der guten Nachbarschaft – und den vielen Grill-Partys im Sommer. So haben sie alle zusammen einen Heizpilz gekauft – und zur Einweihung dieser Errungenschaft habe es eine zünftige Feier gegeben.

Gegen halb zwei klingelt plötzlich das Telefon. Florian ist dran und berichtet seiner Mutter, dass sein Fahrrad kaputt ist. Sie möge ihn doch bitte von der Schule abholen. Nach dreieinhalb Stunden hat Ines Wendt bereits soviel Vertrauen zu uns aufgebaut, dass die uns alleine im Haus zurücklässt. Wir machen uns nützlich uns räumen schon einmal die Geschirrspülmaschine ein. Nach einer knappen Viertelstunde sind die beiden wieder da. Florian macht schon ein überraschtes Gesicht, als plötzlich ein Kamera-Team aus der Haustür kommt. „Habe ich im Lotto gewonnen?“, ist die erste Reaktion. Schnell hat er sich mit der Situation abgefunden und erzählt von der Schule, seinen Freunden und seinem Hobby, dem Snow-Boarden.

Zu Mittag gibt es Hühnerfrikassee aus der Mikrowelle – Ines Wendt reicht ein Brötchen. Und dann geht es auch schon los nach Bispingen. Zuvor holen die beiden noch Florians Freunde ab – Julian und Tabea aus dem Nachbardorf. Die Mutter ist zunächst etwas überrumpelt, stimmt den Dreharbeiten dann aber zu.

Im SnowdomeIm Snow Dome geht dann alles sehr schnell. Die Kinder leihen ihre Schi und Snowboards aus – der Moderator und Ines Wendt schauen dem Treiben von der Terrasse aus zu – bei minus vier Grad Celsius. Lange halten wir es nicht dort aus – bei einem Warmgetränk in der rustikalen Hütten-Atmosphäre lässt Ines Wendt uns dann ein wenig in ihr Leben blicken. Was sie wütend macht? Was sie glücklich macht? Und über wen sie sich immer wieder ärgert. Die junge Frau gibt einiges von sich preis.

Die Kinder bleiben auf der Piste – Ines Wendt fährt zurück nach Hause. Dort ist Ehemann Carsten bereits eingetroffen und verlegt Betonplatten hinter dem Gartenhaus. Wir überraschen ihn mit der Kamera – aber er reagiert genauso cool wie sein Sohn. Bereitwillig macht er mit – und gibt uns bei einem Kaffee im Wohnzimmer sein eigenes Interview. Als es langsam dunkel wird, verabschieden wir uns von Familie Wendt aus Ahlften. Beiden Seiten hat dieser Tag sehr viel Spaß gemacht.

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