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Von der Rübe zum Zucker

Produzieren ohne Stau und Stillstand

Bild 1Die Bauern im Norden sorgen dafür, dass Deutschland immer genügend Zucker hat. Es geht hoch her, wenn 2.500 Landwirte aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg Vorpommern von September bis Januar ihre Zuckerrüben in Uelzen abliefern. Dort steht die zweitgrößte Zuckerfabrik Europas. Jedes Jahr werden hier 2,3 Milliarden Rüben angeliefert – würde man alle dafür notwendigen LKW hintereinander aufstellen, wäre das eine Entfernung von Uelzen bis nach Rom.

Bild 2Aber wieviele Rüben braucht man, um einen Kilo Zucker zu produzieren? Das wissen die Zuckermacher aus Uelzen. Allen voran Zucker-Manager Georg Sander. Er ist die Schnittstelle zwischen Fabrik und Landwirtschaft – sein Telefon steht in diesen Tagen nicht still. Sie nennen es die Rübenkampagne – ein Begriff aus der Militärsprache, weil alles generalstabsmäßig geplant ist – wie ein Feldzug. Aus allen Himmelsrichtungen fahren die Lkws im Herbst zur Fabrik der Nordzucker AG. Über der Stadt steht dann die weiße Rauchfahne des Fabrikschornsteins. Die Produktion darf nicht unterbrochen werden – darum arbeitet die Fabrik vier Monate am Stück – ohne Pause. Das ist in Uelzen schon seit 1883 so.

Bild 3Zunächst werden die Zuckerrüben mit dem Roder aus dem Boden geholt. Das machen heute zu 90 Prozent Lohnunternehmer, die dafür vom Bauern bezahlt werden - 250 Euro kostet das pro Hektar. Etwa 100.000 Rüben fördert der Roder pro Hektar zu Tage – am Tag schafft er die Fläche von etwa 18 Fußballplätzen. Die Rüben werden am Feldrand zu sogenannten Mieten aufgehäuft und warten dann dort auf den Einsatz einer Rübenmaus. Diese Maschinen reinigen die Rüben, entfernen Schmutz und Blattreste und laden sie dann auf die Lastwagen. 25.000 Rüben schafft so eine Maus in vier Minuten. Die LKW sind ausgestattet mit Tablets - über ein ausgeklügeltes Organisations-System werden die Fahrer zu den Feldern geleitet – alle sind vernetzt – jeder weiß immer, was von wo geliefert wird. Bis zu 1.000 Lastwagen erreichen jeden Tag die Zuckerfabrik.

Bild 4Die Zufahrt zur Fabrik ist so geregelt, dass es hier nicht zu unnötigen Staus kommt – eine bundesweit einmalige Ampel mit Treckersymbolen gewährt den Fahrern die Vorfahrt. Nach dem Wiegen wird als erstes eine Probe aus der Ladung entnommen – Gewicht: genau 40 Kilo. Mit dieser Probe wird der Zuckergehalt der Rüben bestimmt und danach richtet sich der Preis, den der Bauer für seine Rüben bekommt. Über unterirdische Förderbänder gelangen die Rüben nach dem Abladen ins sogenannte Waschhaus. Dort werden sie in einer gewaltigen Waschmaschine aus Stahl gewaschen. Blattreste werden entfernt und Steine. Bis zu 5.000 Tonnen Steine kommen hier pro Jahr zusammen – sie werden zerkleinert und später im Wegebau wieder eingesetzt.

Bild 5Nach dem Waschen kommen die sauberen Rüben in die eigentliche Zuckerfabrik. Sie werden zunächst zu Schnitzeln verarbeitet und gelangen dann in sogenannte Extraktionsbehälter. Hier wird den Rüben bei 82 Grad das Wasser entzogen. Es entsteht der sogenannte Rohsaft. Dieser wird dann mit Kalk und Kohlensäure filtriert und zu Dünnsaft verarbeitet. Aus dem Dünnsaft wiederum entsteht durch Verdampfung der Dicksaft, der dann bereits zu 75 Prozent aus Zucker besteht. Jetzt wird dieser Dicksaft mit feinstem Puderzucker „geimpft“ – es entstehen die Zuckerkristalle. In einer Zentrifuge werden Saft und Kristalle bei 1.000 Umdrehungen pro Minute voneinander getrennt – fertig ist der Zucker.

Etwa 350.000 Tonnen Zucker werden jedes Jahr in Uelzen hergestellt – das sind fast fünf Kilo-Packungen pro Bundesbürger. Und genau zwölf Stunden dauert es, bis aus den Rüben Zucker wird. Die Wissens-Reportage aus der Reihe „Wie geht das?“ hat den Titel „Von der Rübe zum Zucker“ und zeigt den spannenden Produktionsprozess vom Acker bis in die Packung. Und übrigens: Für einen Kilo Zucker benötigt man sieben Rüben.

1. Peter Puls schrieb am 16.11.2016

2. Tanja Schneider-Diehl schrieb am 17.11.2016

Der Aufwand hat sich wirklich gelohnt, das Feedback auf den Film ist sehr positiv. Sogar von einer Zuschauerin hatte ich heute morgen einen Kommentar im Postfach.
Das ist mir in 16 Jahren noch n i e passiert!!!